
Farbexperiment
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Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Auswilderung von Jungtieren des Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus), um den Wiederaufbau der Population im Oderraum nachhaltig zu unterstützen. Zu diesem Zweck werden die Jungfische unmittelbar nach Beginn der selbstständigen Nahrungsaufnahme in einem Containersystem mit Oderwasser aufgezogen. Diese Aufzucht im heimatlichen Einzugsgebiet soll eine ökologische Prägung und hohe Standorttreue fördern – wesentliche Voraussetzungen für eine gesteigerte Überlebensfähigkeit und Fitness der Besatztiere.
Ergänzend zur grundlegenden Haltung werden im HaffStör Projekt verhaltensbiologische Untersuchungen durchgeführt, um die Anpassungsfähigkeit der Tiere an natürliche Lebensräume weiter zu verbessern. Dazu zählen u.a. Experimente zur Farbpräferenz sowie Substratwahl.
Im Rahmen der Farbversuche, die am IGB realisiert werden, wird untersucht, welche Untergrundfarben von den Jungfischen bevorzugt werden. Es ist bekannt, dass Farbgebung das Verhalten, das Wohlbefinden und potenziell auch das Wachstum von Fischen beeinflussen kann. In ersten Tests im April und Juni 2025 konnten sich Jungfische frei in einem Becken mit vier verschiedenfarbigen Untergründen bewegen. Auffällig war eine klare Präferenz für die helleren Farben Grau und Rot, was auf eine potenzielle Bevorzugung heller Substratstrukturen hindeutet.
Dieses Ergebnis wird im Rahmen eines Langzeitaufzuchtversuchs weiter untersucht. Hierbei werden Becken mit dunklem bzw. hellem Untergrund ausgestattet. Parallel aufgezogene Tiere desselben Jahrgangs werden über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten beobachtet, vermessen und hinsichtlich ihres Wachstumes und Verhalten verglichen. Sollte sich ein signifikanter Einfluss der Farbgebung auf das Wohlbefinden und die Entwicklung zeigen, ließe sich die Haltungsumgebung künftig gezielter an artspezifische Präferenzen anpassen – mit dem Ziel, Wachstum, Fitness und Anpassungsleistung weiter zu verbessern.
In einem ergänzenden Experiment wurde die Wirkung unterschiedlicher Substratstrukturen auf das Verhalten von Larven untersucht. In natürlichen Fließgewässern herrscht eine leichte Strömung, die für frisch geschlüpfte Larven eine Herausforderung darstellt. Um nicht abgetrieben zu werden, scheinen sie Schutzstrukturen aufzusuchen, die sowohl Sicherheit vor Prädatoren bieten als auch eine Nahrungsaufnahme ermöglichen.
Im Juli 2025 wurden ein Tag alte Larven in Becken mit verschiedenen Substraten (Sand, Kies, größere Steine) beobachtet. Es zeigte sich, dass in Abwesenheit von Kies ein Aufenthalt in den Steinstrukturen bevorzugt wurde. Sobald jedoch Kies als Unterschlupf zur Verfügung stand, nutzten die Tiere diesen deutlich intensiver. Offenbar suchen die Larven gezielt nach engen verfügbaren Nischen zur Tarnung und sicheren Futteraufnahme.
Solche verhaltensbasierten Studien sind essenziell, um die artspezifischen Bedürfnisse der Störe besser zu verstehen und die Aufzuchtbedingungen entsprechend zu optimieren. Je differenzierter das Wissen über die Lebensraumansprüche der Tiere ist, desto gezielter lassen sich Haltungs- und Managementstrategien anpassen – mit dem übergeordneten Ziel, höhere Aufzuchterfolge in Bezug auf Wachstumsraten, Vitalität und Überlebensfähigkeit zu erzielen.
Short Profile
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BMUKN: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
BfN: Bundesamt für Naturschutz