Lebensraumnutzung, Bewegungsmuster und Anthropogene Aktivitäten

Laufendes Projekt

Eines der Hauptziele dieses Arbeitspakets ist es, die Verhaltensökologie der im Oder-Einzugsgebiet freigelassenen Störe besser zu verstehen. Diese wandernden Fische ziehen zunächst flussabwärts, um das Stettiner Haff und später die Ostsee zu erreichen. Dennoch wissen wir noch sehr wenig darüber, welche Lebensräume sie sowohl im Oder-Fluss als auch im Haff nutzen. Sammeln sich die Fische an bestimmten Hotspots, an denen Strömungsverhältnisse und Nahrungsverfügbarkeit günstig sind, oder bewegen sie sich eher einzeln und verstreut? Außerdem untersuchen wir die potenziellen Risiken von Interaktionen mit menschlichen Aktivitäten wie Fischerei oder Schifffahrt in diesen Ökosystemen.

Um wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln, die das Überleben der freigelassenen Individuen sichern und langfristig die Etablierung einer sich selbst erhaltenden Störpopulation in der Oder und der Ostsee ermöglichen, statten wir die Fische mit akustischen Sendern aus und verfolgen ihre Bewegungen mithilfe einer Kombination aus passiver und aktiver Telemetrie. Akustische Telemetrie funktioniert wie ein Unterwasser-Positionierungssystem: Jeder Fisch trägt eine kleine Marke, die Schallsignale aussendet, welche von Empfängern im Fluss und im Haff erfasst werden. Diese Technologie ermöglicht es uns, ihre Wanderungen zu überwachen und die von ihnen meistfrequentierten Gebiete zu identifizieren.

Ein Netzwerk von mehreren Dutzend stationären Empfängern wurde in Zusammenarbeit mit der LFA im Stettiner Haff sowie entlang der Flüsse Oder, Dziwna und Świna sowie in der Pommerschen Bucht installiert. Dieses System erlaubt uns, saisonale Bewegungen, tägliche Wanderungen stromauf- und stromabwärts, Schwimmgeschwindigkeiten zu erfassen und Aufenthaltsbereiche sowie potenzielle Sammelstellen innerhalb des Haffs und des Flusssystems zu lokalisieren.

Neben der passiven Verfolgung führen wir saisonale aktive Verfolgungskampagnen mit dem Boot durch, insbesondere im Unterlauf der Oder, um ein hochauflösendes Verständnis der von einzelnen Fischen genutzten Lebensräume zu gewinnen. Dieser Ansatz liefert detaillierte Einblicke in ihre Bewegungsmuster über kurze Zeiträume und hilft uns, ihre Reaktionen auf natürliche Merkmale oder menschliche Aktivitäten zu erkennen. Sobald wichtige Lebensräume identifiziert sind, kartieren wir diese mithilfe von Werkzeugen, die bathymetrische Daten, Informationen zur Substratzusammensetzung und zur Verteilung aquatischer Vegetation sowie anderer Strukturelemente liefern.

Das aus dieser Arbeit gewonnene Wissen wird helfen, kritische Gebiete für Störe im Oder-Einzugsgebiet und im Haff zu identifizieren, den Grad der Überschneidung mit menschlichen Aktivitäten zu bewerten und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zu geben, um negative Auswirkungen zu minimieren und die langfristige Wiederherstellung dieser ikonischen Art in der Region zu fördern.

Abbildung: Beispiel einer bathymetrischen Karte eines vom Stör genutzten Abschnitts im Oder-Fluss. Der Farbverlauf zeigt die Härte des Substrats an, von weichem Substrat wie Schlamm in Blau-Grün bis hin zu hartem Substrat in Orange-Rot.

Short Profile

Duration

01.05.2024
01.12.2026
Finanzierung

BMUKN: Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit

BfN: Bundesamt für Naturschutz