„Was ist deine Nummer?“ „Wo ist der Kulli?!“ Hektisch notieren sich die Kinder verschiedene Ziffernfolgen auf den Arm. Doch die Viert- und Fünftklässler*innen aus der Freien Schule Woltersdorf versuchen nicht einen komplizierten Zahlencode zu knacken. Sie notieren sich die Markierungsnummern der Störe, die sie gerade in die Freiheit entlassen haben.
Die Gruppe von Lehrer Reiner Grube nahm im Rahmen unseres Projekts „Wanderfisch“ an unserer dritten Besatzaktion an der Oder am 07.06.2017 in Frankfurt (Oder) teil. Treffpunkt mit der Schulklasse war am Holzmarkt, wo wir vom Wanderfisch-Team und die 100 Jungstöre auf sie bereits warteten. „Als Vorbereitung haben wir uns den Wanderfisch-Film angesehen“, erzählt Grube. Das Interesse bei den Kindern war also bereits geweckt. Das zeigte sich deutlich bei unserer thematischen Einführung zum Stör und dem Lebenszyklus des Wanderfisches. Zusammen mit Wissenschaftler Jan Hallermann vom IGB beantworteten wir zahlreiche Fragen zur Lebenswelt des Störs.
Den jungen Forscher*innen war der ernste Hintergrund der Besatzaktion sehr bewusst. Der Stör gilt seit Jahrzehnten in Deutschland als ausgestorben. Die Gründe dafür waren vielen ebenfalls bereits klar: Überfischung, Verschmutzung und Bebauung der Gewässer. Diese Phänomene und viele andere trugen dazu bei, dass der Stör aus den heimischen Gewässern verschwand. Umso erfreuter waren die Schüler*innen, dass sie mit ihrem Einsatz einen Teil zur Rettung des Störs beitragen konnten.
Eifrig wurde eine Schlange auf der Treppe zur Oder gebildet als die kleinen Störe aus dem großen Tank zum Ufer gebracht wurden. Der Ablauf spielte sich dann schnell ein: Wissenschaftler Hallermann vom IGB holte einen Stör aus seinem Becken, las dessen Markierungsnummer vor und übergab ihn in einer kleinen Schüssel einem*r jungen Störretter*in. Die Schüssel wurde behutsam ins Wasser gesetzt, um den Stör seinen Weg in die Freiheit zu zeigen. Danach notierten sich die Kinder ihre Störnummern, falls nötig auch auf den Arm. Anhand dieser Nummer ist der Stör identifizierbar. Sollte „ihr“ Stör gesichtet werden, bekommen die Kinder eine Nachricht. Völlig begeistert von den kleinen Tieren stellten sich die meisten gleich nochmal in der Schlange an.
Auch ein kurzer Wolkenbruch, der die Besatzaktion unterbrach, verminderte keinesfalls die Motivation und den Elan. Anwohner aus der Umgebung wurden auf die Aktion aufmerksam und schauten gespannt dem Treiben zu oder wurden sogar selbst tätig. Eine Stunde später waren so insgesamt 100 Fische auf ihre Reise zur Ostsee geschickt worden.
Inspiriert von diesem Erlebnis arbeiten die Schüler*innen an einem eigenen Projekt weiter. Sie möchten auf einer Landkarte die Wanderrouten von verschiedenen Tierarten darstellen. So können auch andere auf die durch den Menschen verursachten Probleme für den Stör und seine Wandergenossen aufmerksam gemacht werden.
Bewerben Sie sich für die Teilnahme bei Wanderfisch, um mit Ihren Schüler*innen auch bei einer Besatzaktion teilzunehmen und die vielen Inhalte des kostenlosen Programms zu nutzen.
Bianca Neumann erklärt den Lebenszyklus des Störs.
Madeleine Ammar vergibt die Patenschaftsurkunden an die Schüler*innen.
Eilig werden die Markieungsnummern der Störe aufgeschrieben.